Schlaf weltweit: So beeinflusst unsere Herkunft unseren Schlaf
Wie vielfältig die Kulturen weltweit sind, so unterschiedlich sind auch ihre Schlafgewohnheiten. Menschen haben verschiedene Bräuche rund um den Schlaf entwickelt, die durch ihr soziales Umfeld, das Klima, den Wohlstand oder die Religion beeinflusst werden. Diese Unterschiede zeigen sich besonders in der Schlafdauer, dem Schlafrhythmus und den Schlafstätten. Wie diese Unterschiede unseren Schlaf und unseren Alltag beeinflussen, erklären wir hier.

Schlafrhythmen und Schlafdauer
In westlichen Ländern ist es üblich, die Nacht durchzuschlafen. Doch weltweit gibt es verschiedene Schlafmuster: die Siesta, die vor allem in Spanien abgehalten wird, enthält aufgrund des Klimas oft einen Mittagsschlaf, oder ein Powernap. Vor allem in asiatischen und afrikanischen Ländern wird der Schlaf in mehrere Phasen aufgeteilt, wodurch die Nachtschlafzeit kürzer, aber die Gesamtzeit des Schlafes ähnlich lang ist. Schlafgewohnheiten hängen eng mit unseren Aktivitäts- und Ruhephasen zusammen. Zwischen arabischen, asiatischen und westlichen Kulturen gibt es Unterschiede im Umgang mit Zeit, und damit auch mit unserem Schlafverhalten. Eine Studie zeigte, dass Japaner nachts am wenigsten schlafen. Allerdings holen sie den fehlenden Schlaf meist tagsüber nach.
Schlafzimmer
Wer das Schlafzimmer mit wem teilt, variiert von Kultur zu Kultur. In westlichen Ländern schlafen Paare meist zusammen, während die Kinder in eigenen Zimmern untergebracht sind. In vielen anderen Regionen bestimmen gesellschaftliche Normen eine räumliche Trennung von Mann und Frau. Oft teilt die Mutter das Bett mit dem jüngsten Kind, während der Vater in einem anderen Teil des Hauses schläft. In vielen Kulturen weltweit schläft die gesamte Familie gemeinsam in einem Raum. In Asien, wo der Wohnraum begrenzt ist, wird das Bett oft im Gemeinschaftsraum aufgestellt und tagsüber weggeräumt.
Matratzen
In Europa schläft man auf stabilen Matratzen. In Südostasien und Afrika, wo das Klima oft feucht ist, bevorzugen die Menschen ein Bettgestell ohne Matratze oder schlafen auf einer Unterlage direkt auf dem Boden. Japaner rollen ihre dünne Matratze nach dem Schlafen zusammen, da ein separates Schlafzimmer aufgrund des begrenzten Wohnraums ein Luxus ist. In den USA ist das King-Size-Bett üblich, während in Südeuropa und den USA oft ein zusätzliches großes Laken über der Matratze festgesteckt wird.
Bettdecke und Kopfkissen
In Mitteleuropa und Japan nutzt man eine Decke mit separatem Bezug. In Deutschland hat oft jeder seine eigene Decke, während in Frankreich, Großbritannien und den USA eine große Decke für zwei Personen gebräuchlich ist. In Europa ist ein Kopfkissen pro Person die Norm, während in den USA gerne mehrere Kissen genutzt werden. In Südostasien verwendet man abgerundete Holzrollen mit einer Mulde für den Kopf als Kissen.
Besonderheiten beim Schlafen weltweit
Schlafen in Europa:
Deutsche lüften ihr Schlafzimmer vergleichsweise oft. Häufig bleibt das Fenster nachts geöffnet und die Vorhänge bleiben auf. Die Bettwäsche wird alle zwei bis drei Wochen gewechselt. In Frankreich ist das französische Bett mit durchgehender Matratze und einer gemeinsamen Decke üblich, was das Paar enger zusammenbringt. Briten trinken vor dem Schlafen gerne Tee und schlafen häufiger unbekleidet als andere Europäer. Südeuropäer halten traditionell eine Siesta, da es gesünder ist, die heißeste Zeit des Tages ruhend zu verbringen. Die Globalisierung und die Nutzung von Klimaanlagen verändern dieses Schlafmuster jedoch, und die Anzahl der Mittagsschläfer geht zurück. In Südeuropa wird das Bett täglich gemacht und die Bettwäsche einmal wöchentlich gewechselt.
Schlafen in Amerika:
In amerikanischen Schlafzimmern sind Boxspringbetten mit hohen Matratzen weit verbreitet. Decken und Kissen werden selten gelüftet, dafür werden oft Duftstoffe wie Lavendel oder Jasmin verwendet. Haustiere dürfen häufiger mit ins Bett. Powernapping wird immer beliebter, um Müdigkeit zu bekämpfen und die Leistungsfähigkeit zu steigern. In Minnesota ist das Nacktschlafen gesetzlich sogar verboten! Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass es dort besonders kalt ist.
Schlafen in Asien:
In Asien ist der Mehrphasen-Schlaf mit Ruhepausen über den Tag hinweg üblich. Der Tagesschlaf gilt hier als Zeichen von Leistungsfähigkeit und wird positiv bewertet. Traditionell schläft man in vielen Teilen Asiens auf dem „Kang“, einer erhitzten Plattform, die für zusätzliche Wärme sorgt. Obwohl sich die Schlafgewohnheiten geändert haben, bleibt die harte Matratze in vielen asiatischen Regionen beliebt.
In China ist der Mittagsschlaf sogar in der Verfassung verankert!
Artikel 49 der Verfassung von 1950, eingeführt von Mao Zedong, sichert dem arbeitenden Volk das Recht auf Ruhezeiten zu, und institutionalisierte den jahrhundertealten Brauch des Mittagsschlafs. Nach Maos Tod wurde dies als Symbol traditioneller chinesischer Kultur, aber auch als Zeichen wirtschaftlicher Rückständigkeit betrachtet. Während der Mittagsschlaf auf dem Land weiterhin verbreitet ist, hat der Kapitalismus in den Städten zu einer Abkehr von dieser Tradition geführt.
Schlafen in Japan:
Das Futon-Bett und Futonmatratzen sind das Symbol japanischer Schlafkultur. Die dünne Matratze wird zusammen mit der Bettdecke nach dem Schlafen zusammengerollt und verstaut. Japaner schlafen tagsüber in jeder möglichen Situation – im Büro, in der U-Bahn oder in der Schule. Dieser Kurzschlaf, genannt Inemuri, hilft ihnen, ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten. Sie fühlen sich in Menschenmengen wohl und können in lauten Umgebungen besser schlafen als in ruhigen Zimmern. Ihr Nachtschlaf ist jedoch kürzer als der von Europäern.
Schlafen in Indien und Südostasien:
In Indien und Südostasien ist es ebenfalls üblich, an öffentlichen Orten zu schlafen. Hier nutzt man oft einen Charpai – ein vierfüßiges Holzgestell mit einer Liegefläche aus verflochtenen Stoff- oder Seilgürten. Der Charpai ist ideal für das tropische Klima, da er keine Feuchtigkeit speichert und keinen Hitzestau verursacht.